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Erneute Anti-Trump-Proteste: »Not my President«

Eingereicht on 10. November 2016 – 14:36

Tausende gehen in den USA gegen den neuen Präsidenten auf die Straße / Sanders bietet Zusammenarbeit im Kampf gegen Armut an.

Joseph Lemon. Nach dem Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl sind Tausende Bürger von der West- bis zur Ostküste auf die Straßen gegangen. In New York protestierten am Mittwochabend (Ortszeit) Tausende Menschen mit der Parole »Not my President« (Nicht mein Präsident) gegen das zukünftige Staatsoberhaupt der Vereinigten Staaten von Amerika. Auch in Chicago, Seattle und in Kalifornien machten viele Bürger ihren Unmut über den umstrittenen Republikaner Luft. Nach Angaben des Senders CNN wurden aus mindestens sieben Städten Proteste gemeldet.

In Manhattan mischte sich der Dokumentarfilmer Michael Moore (»Trumpland«) unter die Demonstranten. Am Mittwochabend postete er auf Facebook ein Video von der aufgebrachten Menschenmenge. Viele Demonstranten hatten sich auch vor dem Trump-Tower in New York versammelt. Vor dem Gebäude standen sandgefüllte Sattelschlepper zum Schutz. Die Polizei war mit massiver Präsenz vor Ort.

»New York hasst dich«, riefen die Demonstranten vor dem Hochhaus des nächsten US-Präsidenten und: »Wir lehnen den ausgesuchten Präsidenten ab.« Auf Plakaten waren Sprüche wie »Ein Schritt nach vorne, 50 Jahre zurück« oder »Finger weg von meiner Pussy« zu lesen. Eine verschleierte Frau hielt ein Schild in die Höhe, auf dem stand: »Ich bin Muslima. Ich habe Angst.« Die Proteste verliefen weitgehend friedlich, allerdings tauchten immer wieder Trump-Befürworter in der Menge auf und lieferten sich Schrei-Duelle mit Trump-Gegnern.

Im nordkalifornischen Berkeley hatten mehr als 2000 Schüler am Mittwochvormittag (Ortszeit) den Unterricht ausfallen lassen. Stattdessen zogen sie mit Plakaten und lauten Rufen, begleitet von ihren Lehrern, durch die Universitätsstadt. Einige schwenkten die mexikanische Fahne und wetterten auf Spanisch gegen Trump. In Los Angeles zogen hunderte zumeist junger Demonstranten vor das Rathaus und skandierten: »Er ist nicht mein Präsident.« In der Stadt Portland im Westküstenstaat Oregon blockierten rund 300 Demonstranten zeitweise den Auto- und Straßenbahnverkehr in der Innenstadt.

Im Bundesstaat Pennsylvania zogen hunderte Studenten der University of Pennsylvania durch die Straßen. In Sprechchören übten sie Kritik an Trump, riefen aber auch zu Einheit auf. Weitere Kundgebungen gab es in Städten wie Chicago, Philadelphia, Pittsburgh und Seattle.

Schon in der Wahlnacht war es in einigen US-Städten zu Kundgebungen gekommen. US-Medien wie »USA Today« zeigten Bilder unter anderem aus dem kalifornischen Oakland und aus Portland in Oregon. Dort blockierten Demonstranten Straßen. In einigen Fällen wurde Müll angezündet, auch US-Flaggen wurden verbrannt.

Die überwiegende Zahl der Proteste gab es in der Wahlnacht an der Westküste der USA, wo die Demokratin Hillary Clinton besonders viele Anhänger hat.

Eine der Galionsfiguren der Linken in den USA, Senator Bernie Sanders aus Vermont, bot Trump unterdessen die Zusammenarbeit an. Der selbsternannte Sozialist erinnerte daran, dass Trump im Wahlkampf eine Verbesserung der Lebensumstände einfacher Bürger gefordert habe. Daran müsse sich Trump nun messen lassen, forderte Sanders, der im Vorwahlkampf gegen Clinton unterlegen war.

Wenn Trump es mit diesem Versprechen ernst meine, »dann bin ich mit anderen Progressiven zur Zusammenarbeit bereit«, kündigte Sanders an. »Wenn er aber eine rassistische, sexistische, fremdenfeindliche und anti-ökologische Politik verfolgt, dann werden wir ihm mit aller Kraft entgegentreten.« Agenturen/nd

Quelle: Neues Deutschland vom 10. November 2016

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